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News

Lifestyle, der krank macht

"Cannabis wird heute als Lifestyle-Produkt vermarktet. Das bereitet mir große Sorgen", sagt Markus Salinger mit ernster Miene. Tagtäglich hat der leitende Oberarzt der Abteilung für Klinische Suchtmedizin am Bezirkskrankenhaus Bayreuth mit Patienten zu tun, die aufgrund ihres Cannabis-Konsums Psychosen entwickeln und nicht in der Lage sind, ihr Leben draußen zu bewältigen. Wir haben mit ihm über die Rolle von Cannabis in unserer Gesellschaft, den medizinischen Einsatz der Droge sowie den Gedanken der Legalisierung gesprochen.

 

Welche Rolle spielt Cannabis als Rauschmittel in unserer Gesellschaft?

Markus Salinger: Aus meinem täglichen Erleben als Suchtmediziner kann ich sagen, dass es einen sehr großen Stellenwert hat. Ich habe täglich Patienten, die bei uns eingeliefert werden und leider auch durch den Genuss von Cannabis eine Psychose entwickeln. Sie sind in ihrem Erleben völlig verändert und nicht in der Lage, ihr Leben draußen zu bewältigen. Cannabis wird derzeit in einen bestimmten Rahmen gerückt und als Lifestyle-Produkt vermarktet. Es klingt dadurch alles sehr eloquent und einleuchtend, was mich als Arzt in ein Dilemma bringt. Auf der einen Seite soll ich jemanden behandeln, der schwer krank ist und auf der anderen Seite gibt es die positive Darstellung von Cannabis durch verschiedene Interessensgruppen. Die Rede ist sogar von Genuss- oder Gourmet-Gras. Das bereitet mir große Sorgen und Bauchschmerzen.

 

Wie wirkt Cannabis auf unseren Körper – vom ersten Joint bis zum regelmäßigen Konsum?

Markus Salinger: Man wird ja nicht mit einer Cannabis-Abhängigkeit geboren, sondern man hat es irgendwann mal ausprobiert. Leider ist das Einstiegsalter immer jünger. Mit zehn bis 13 Jahren geht`s oft los mit Zigaretten und Cannabis. Und das trifft auf ein Gehirn, das in der Entwicklung hochvulnerabel ist und überhaupt noch nicht ausgebildet. Wir reden von Pubertät und Adoleszenz – diese geht bis zum 25. Lebensjahr. Folgeschäden, die ein Gehirn in dieser Entwicklungsphase nehmen kann – nicht muss –, treten durch den Cannabis-Konsum ein.

 

Cannabis wird auch im medizinischen Bereich eingesetzt und kann von einem Arzt verordnet werden. In welchem Bereich kommt das zum Einsatz?

Markus Salinger: Es gibt ja den Feldversuch, so dass nach der Zulassung Cannabis für alle Diagnosen verordnet werden kann. Wenn ein Arzt den Eindruck gewonnen hat, dass es kein anderes Mittel gäbe, was dem Patienten dort weiterhilft. Viele Ärzte setzen es auch verantwortungsbewusst ein. Es wurde auch schon früher eingesetzt, zum Beispiel bei multipler Sklerose und im Palliativbereich. Es kann schmerzlindernd und appetitanregend wirken. Das ist eine völlig legitime Anwendung.

 

Auf der Agenda der Bundesregierung steht die Legalisierung von Cannabis. Was halten Sie davon?

Markus Salinger: Ich halte als Suchtmediziner nichts davon. Ich habe kein Problem mit dem Begriff, dass man etwas „entkriminalisieren“ will. Aber ich kann nicht erkennen, dass es sinnvoll ist, Cannabis zu legalisieren. Es gibt dahingehend in anderen Ländern bestimmte Entwicklungen. In den USA wurde Cannabis in einigen Staaten legalisiert. Die Depressionen haben deutlich zugenommen, die Depressivität mit Suizidalität hat zugenommen, Autounfälle haben deutlich zugenommen. In Holland gibt`s das Thema Legalisierung und meines Wissens nach hat Holland ein riesiges Problem: Bandenkriminalität, der Markt ist abgewandert. Und es ist nicht so, dass im Coffeeshop alles legal gekauft und konsumiert werden kann. Was mir große Sorgen macht, ist, dass eine Kommerzialisierung und eine riesige Industrie dahinterstecken. Wir sollten hier keinen Markt aufmachen, den wir später nicht mehr auffangen können. Prävention wäre viel wichtiger.  

 

Wie könnte die aussehen?

Markus Salinger: Prävention ist Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung. In allen Schultypen und über ernst gemeinte Aufklärungskampagnen über das Bundesministerium für Gesundheit sollten die verschiedene Altersgruppen angesprochen werden.

 

Info:

Alle Informationen zur Abteilung für Klinische Suchtmedizin am Bezirkskrankenhaus Bayreuth finden Sie hier.