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News

Die Krisenmanager

Zuhören, reden, motivieren, Mut machen – die pflegerische Arbeit in einem psychiatrischen Krankenhaus ist eine andere. Was das Besondere ist an der psychiatrischen Fachpflege, welche Fähigkeiten man mitbringen sollte und warum Wertschätzung so wichtig ist, erklären Thomas Kirpal, Schulleiter der Krankenpflegeschule am Bezirkskrankenhaus Bayreuth sowie Ursula Hösch, Mitarbeiterin der GeBO- Akademie im Interview.

Pflege in der Psychiatrie: Wie würden Sie diese mit drei Worten beschreiben?

Hilfreiche Beziehungen aufbauen.

 

Bettpfannen leeren, Beatmungsschläuche kontrollieren, Patienten im Bett umlagern – all diese Aufgaben sind in einem psychiatrischen Fachkrankenhaus wie unserem eher eine Seltenheit. Wie schauen die Aufgaben stattdessen aus?

Die Pflege in der Psychiatrie lebt von der Beziehung zu den Patienten. Ist eine Vertrauensbasis aufgebaut, arbeitet die Pflege gemeinsam mit den Patienten an der Tagesstruktur, am Verhalten, an sozialen Kompetenzen, an Genussfähigkeit, am Abbau von Ängsten. Handwerkszeug sind Psychoedukation, Beratung, Einzelgespräche, Gruppengespräche und Gruppenaktivitäten, Skills-Training und Entspannungsmethoden.

 

Was ist das Besondere der psychiatrischen Fachpflege?

Psychiatrische Pflege bedeutet Beziehungs-, und Alltagsgestaltung. Die Patienten werden mittels Bezugspflegesystem während des gesamten Aufenthaltes eng begleitet. Außerdem ist es Aufgabe der Pflege, Planungen für die Behandlung und Therapie individuell zu erstellen. Pflegende sind hier Teil eines multiprofessionellen Teams. Sie werden durch den täglichen Austausch miteinander intensiv in den Behandlungsprozess eingebunden. Dieser kann oft lange dauern aufgrund der zum Teil langen Verweildauer der Patienten – manchmal mehrere Wochen bis Jahre, zum Beispiel in der Klinik für forensische Psychiatrie. Oder teilweise sind auch mehrfache Behandlungen zur Krisenintervention von chronisch psychisch Erkrankten notwendig.

              

Worin bestehen die Unterschiede in der psychiatrischen Pflege von Erwachsenen und Kindern?

Ausgebildete Erzieher arbeiten gleichberechtigt neben dem Pflegedienst im multiprofessionellen Team. In der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters übernimmt der Pflege- und Erziehungsdienst verstärkt pädagogische Aufgaben. Es besteht ein enger Kontakt und eine intensive Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten der minderjährigen Patienten.

 

Welche sind die wichtigsten Eigenschaften, die eine Pflegekraft im psychiatrischen Bereich mitbringen sollte?

Geduld, Empathie, Reflexionsfähigkeit, gute Krankenbeobachtung, Belastbarkeit, Zugewandtheit, Akzeptanz und eine wertschätzende Haltung gegenüber den Patienten, soziale Kompetenzen und kommunikative Fähigkeiten. Daher sollten Mitarbeiter mindestens C1-Sprachniveau beherrschen.

 

Viele verbinden Psychiatrie mit Zwangsjacken und Gitterfenstern. Wie schaut es in der heutigen Psychiatrie wirklich aus?

Das „beschützende Setting“ gibt es nur auf wenigen Stationen und wird häufig von Patienten sogar als positiv und sicher erlebt. Es gibt keine „Verwahrpsychiatrie“ mehr. Pflege und Therapie sind personenzentriert und individuell. Die Entwicklungen im Behandlungsansatz der Psychiatrie zeigen: Die Behandlung ist transparent. Außerdem sollen die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten soweit wie möglich berücksichtigt werden.

              

Welche sind die anspruchsvollsten Aufgaben in der psychiatrischen Fachpflege und wie sind sie zu meistern?

Patienten täglich vorurteilsfrei und wertschätzend anzunehmen. Dafür ist es oft notwendig, die eigene Einstellung zu überdenken. Für den Umgang mit krisenhaftem Befinden und aggressivem Verhalten muss man über die Krankheiten und Symptome genau Bescheid wissen. Außerdem müssen wir zum Schutz und für die Sicherheit von Pflegenden und Patienten Deeskalationsmaßnahmen anwenden können. Nach erlebten Eskalationen und Krisen folgt eine Nachbesprechung.

 

Welche Vorteile bietet die Pflege im psychiatrischen Bereich noch?

Das psychiatrische Arbeitsfeld ist abwechslungsreich, vieles findet auch im teilstationären und ambulanten Bereich statt. Es gibt vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten der Pflege: Bezugspflege, Beratung von Patienten, Durchführen von pflegetherapeutischen Gruppen. Außerdem gibt es zusätzlichen Erholungsurlaub und Zuschläge für psychiatrisch Pflegende sowie eine höhere Eingruppierung. Und man kann die zweijährige Weiterbildung zur Fachkrankenpflege für Psychiatrie anschließen.

 

Info:

Schüler ab 15 Jahren, die sich für die Pflege interessieren, haben am Bezirkskrankenhaus die Möglichkeit, mal hautnah dabei zu sein und einen Schnuppertag zu machen. Hierfür genügt eine telefonische Anmeldung unter 0921 283-5022.

Eine generalisitische Pflegeausbildung zum Pflegefachmann/zur Pflegefachfrau bieten wir in unseren Berufsfachschulen für Pflege am Bezirkskrankenhaus Bayreuth und am Bezirksklinikum Obermain an. Infos hier.