Im Winter wird die gedrückte Stimmung noch intensiver, und man stolpert oft über das Wort „Winterdepression.“ Was genau diese Begriffe bedeuten, und was man dagegen tun kann, erklärt Dr. Johannes Kornacher, leitender Oberarzt des Depressionszentrums am Bezirkskrankenhaus Bayreuth.
Der Herbstblues bezeichnet eine saisonale Verstimmung, die typischerweise im Herbst auftritt und sich durch Müdigkeit, Antriebslosigkeit und niedergeschlagene Stimmung äußert. „Jetzt kommt halt die graue, die triste Jahreszeit“. Diese Erwartung bestimmt auch das Erleben. Das muss nicht so sein. Der „Herbstblues“ ist also auch eine Einstellungssache, so Kornacher.
Die Steigerung ist die sogenannte „Winterdepression“. Der Grund für diese Erkrankung ist der Mangel von Sonnenlicht. „Bekanntermaßen bekommen wir im Winter erheblich weniger davon als im Sommer und es gibt Personen, die empfindlich darauf reagieren“, erklärt der Experte.
Eine Winterdepression unterscheidet sich oftmals deutlich von anderen Depressionsformen: „Antriebsstörungen gibt es bei fast allen. Typisch für die „Winterdepression“ ist jedoch dieses ausgeprägte Gefühl der Erschöpfung, diese bleierne Schwere. Das beschreiben andere depressiv Erkrankte nicht so. Auch dass der Appetit in der Regel stärker wird. Bei typischen Depressionen ist dies eher umgekehrt. Während man bei der Winterdepression oft zu viel schläft, leidet man bei anderen Depressionsarten eher unter Schlaflosigkeit.“
„Da der Mangel an natürlichem Sonnenlicht der Auslöser für diese Depression ist, verschwindet sie im Frühling auch wieder schnell.“ Nicht jeder ist anfällig für eine saisonale Verstimmung. Meist sind es nur wenige Fälle, die eine Behandlung brauchen. In den leichten Fällen kann man sich selbst „therapieren“. Beispielsweise durch einen Spaziergang an der frischen Luft. Denn obwohl Wolken am Himmel sind, kann man trotzdem ausreichend natürliches Sonnenlicht bekommen, um von seiner hilfreichen Wirkung über das Auge am Gehirn zu profitieren. Deshalb ist auch die Therapie mit einem naturidentischen Lichtspektrum (Tageslichtlampe) eine Option, um die dunklen Monate gut zu überstehen und „saisonalen Tiefen“ vorzubeugen, rät Kornacher.
Das effektivste Mittel: Die Jahreszeit akzeptieren und das Beste daraus machen. Heutzutage arbeiten wir dank unserer technischen Möglichkeiten oft das ganze Jahr über auf dem gleichbleibenden Leistungsniveau – entgegen unserer Natur, die im Herbst und Winter ein erhöhtes Ruhebedürfnis vorsieht. Kornachers Tipp: Die Zeit entschleunigt und angenehm gestalten mit warmem Kakao, Kerzenschein und kuscheln auf der Couch.

