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News

Weltnichtrauchertag: Für Nichtraucherschutz und Tabakverzicht

Coole Cowboys qualmen gerne. Ungefähr darauf reduzierte sich die Werbebotschaft eines Zigarettenherstellers, die in den 1980er Jahren über die Röhren-Bildschirmgeräte flimmerte und in den Köpfen vieler Zuschauer hängen blieb.

Dass diese coolen Jungs Tabak rauchten und deshalb an Lungenkrebs starben, war allerdings eine Wahrheit, die von einem großen Teil der Öffentlichkeit kollektiv verdrängt wurde und nach wie vor wird. Denn die mit dem Tabakkonsum zur Schau gestellte Lust auf Freiheit, Abenteuer und Coolness kann tödlich enden.

Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Und das seit 1987. Der von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufene Tag soll auf die Gefahren des Tabakrauchens hinweisen und vor vermeidbaren Gesundheitsrisiken warnen. Wir fragten dazu Ärzte des Bezirksklinikums Obermain in Kutzenberg:  Dr. Saleh Al Hamoud, Chefarzt für Klinik für Erkrankungen der Atmungsorgane, Allergologie, Umweltmedizin und Schlafmedizin, und Dr. Nedal Al-Khatib, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.

Weshalb sollten Menschen auf den Konsum von Tabak verzichten?

Al Hamoud: „Tabak ist ein Tod auf Raten“, so hat es die Drogenbeauftragte der Bundesregierung auf den Punkt gebracht. Für einen Rauch-Stopp ist es jedoch nie zu spät. Denn die die Gründe, die dafür sprechen, sind mannigfaltig: Die Lungenfunktion und auch das Immunsystem verbessern sich, ebenso der Sauerstoffgehalt im Blut. Das Herzinfarktrisiko nimmt wieder ab. Geschmacks- und Geruchssinn werden wieder besser. Und das Hautbild auch. Das Risiko, an bösartigem Lungenkrebs zu erkranken, nimmt über die Jahre ebenfalls ab. Gerade auch Tabak konsumierende Frauen sollten mit dem Rauchen dringend aufhören, wenn sie das Risiko für Missbildungen, Früh- oder Totgeburten reduzieren wollen.

Was macht Tabakrauch mit unserer Lunge?

Al Hamoud: Vieles und vor allen Dingen nichts Gutes! Im Tabakrauch befindet sich nicht nur das süchtig machende Nikotin, sondern über 5300 weitere Substanzen wie Arsen, Blei, Blausäure und Dioxin. Fast 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle gehen auf den Tabakkonsum zurück. Rauchen leiden häufiger oder schwerer an Bronchitis, Asthma, COPD und Lungenentzündung. Lungenkrebs ist dabei besonders heimtückisch, denn seine Symptome sind nur schwer im Frühstadium eindeutig zuzuordnen. Meistens ist Lungenkrebs bösartig, gutartige Tumore der Lunge sind eher selten anzutreffen. Und die Überlebensrate ist im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen beim Lungenkrebs extrem niedrig. Die klassischen, schulmedizinischen Behandlungsformen sind sicherlich vielen bekannt: Strahlentherapie, Chemotherapie und operative Eingriffe. In unserem Lungenzentrum am Bezirksklinikum Obermain behandeln wir seit Jahrzehnten an Lungenkrebs oder andere Lungenleiden erkrankte Patienten.In unserer Fachabteilung werden etwa die Hälfte der in Oberfranken registrierten Lungenkrebs-Fälle untersucht und behandelt. Wir führen chemotherapeutische Behandlungen bei Patienten mit Bronchialkarzinomen durch, die nicht operabel sind, oder in Fällen, bei denen die Operation alleine nicht ausreichend ist. Diese Chemo-, Immun-, oder Radiochemotherapien erfolgen teils im Rahmen von internationalen, klinischen Studien mit guten Ergebnissen.

Erhöht Rauchen das Risiko eines schweren Covid 19-Verlaufs?

Al Hamoud:

Rauchen ist einer der Risikofaktoren für schwere Covid 19-Verläufe. Die Selbstreinigungsfunktion unserer Atemwege wie auch die allgemeine Leistungsfähigkeit unseres Immunsystems reduzieren sich durch Tabakkonsum deutlich. Auch die Flimmerhärchen werden in ihrer Funktionalität beeinträchtigt. Tabakrauch verursacht Entzündungen in den Atemwegen. Viren im allgemeinen, aber speziell auch Corona-Viren, die in die Atemwege eindringen, können dann viel leichter eine Lungenentzündung auslösen. Abstinenz vom Glimmstängel und vom Tabakkonsum im Allgemeinen bringt auch hier wesentliche Vorteile.

Welches Suchtpotenzial hat Nikotin?

Al-Khatib: Zusammen mit den über 5300 weiteren Substanzen im Tabakrauch hat Nikotin ein sehr hohes Suchtpotenzial, das mit dem von Kokain vergleichbar ist.  Zigarettenrauchen wird oft zu Unrecht verharmlost und kann schnell zu einer Abhängigkeit führen. Gerade auch bei Jugendlichen, die vermeintlich „cool“ sein und gegen gesellschaftliche Konventionen verstoßen wollen.

Wie äußert sich die Abhängigkeit von dieser Substanz?

Al-Khatib: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat mehrere Kriterien festgelegt, wann von einer Abhängigkeit oder Sucht zu sprechen ist. Zu diesen zählen unter anderem das sogenannte Craving, worunter das unbändige Verlangen nach dem Suchtstoff zu verstehen ist. Dann kommt die Toleranzentwicklung hinzu: Am Anfang sind es vielleicht nur zwei Zigaretten. Doch dann erhöht sich die Stückzahl, um denselben Effekt zu erzielen. Die tägliche Tabakmenge kann kaum reduziert werden. Außerdem rauchen Betroffene auch dann noch weiter, wenn sich bereits gesundheitliche Schäden wie das sogenannte Raucherbein oder Luftnot bei leichten körperlichen Aktivitäten zeigen. All das sind wichtige Aspekte, die eine Sucht ausmachen können.

Wie kommen Nikotinabhängige von ihrer Sucht los?

Al-Khatib:  Eine Erkenntnis aus der Suchtmedizin ist: Wenn der Leidensdruck und der Aufhörwille eines Rauchers größer sind als der vermeintliche Nutzen aus dem Tabakkonsum, dann ist das erst einmal eine gute Ausgangsbasis. Als Nutzen werden ja immer gern entspannende, aber auch konzentrationssteigernde Effekte angeführt. Entscheidend ist definitiv die Eigenmotivation, um sich erfolgreich von der Nikotinsucht verabschieden zu können. Ein sofortiges Stoppen des Tabakkonsums ist Studien zufolge erfolgversprechender als eine langsame Reduktion, da diese die Gefahr eines schnellen Wiederaufflammens der Sucht in sich birgt. Ein festes Datum, zum Beispiel der Geburtstag, kann daher hilfreich sein, um mit dem Rauchen aufzuhören. Man macht sich damit quasi selbst ein Geschenk. Natürlich ist das kein einfacher Weg. Nebenwirkungen des Tabakentzugs können sich vielfältig zeigen: Betroffene können zu zittern anfangen, unruhig werden oder ein starkes Hungergefühl entwickeln und in der Folge zunehmen. Was auf jeden Fall beim Tabakverzicht hilft, ist Bewegung, ist der Sport. Um Kalorien zu verbrennen, aber auch damit der Körper Glückshormone ausschüttet und Entzugssymptome lindert. Bei Rauchern gibt es oft die Sucht aufrechterhaltende Rituale, zum Beispiel die Zigarette mit den Kollegen in der Mittagspause oder ähnliches. Soziale Kontakte sind an sich gut, nur muss der künftige Nichtraucher erst wieder lernen, eines von dem anderen zu trennen und diese Rituale durch funktionalere zu ersetzen.  Mit dem Ziel, Kontakte ohne Tabakkonsum pflegen und genießen zu können. Die Datenlage bezüglich eines Umstiegs auf den Konsum von E-Zigaretten ist uneinheitlich und daher Menschen, die den Tabakkonsum hinter sich lassen wollen, nicht zu empfehlen. Kurse mit verhaltenstherapeutischen Elementen können dabei helfen, den Verzicht zu erlernen. Natürlich kann man sich auch einer Gruppe anschließen, die dasselbe Ziel verfolgt. Hilfsmittel wie Nikotinpflaster oder bestimmte Medikamente können ebenfalls geeignet sein, um den Konsumdrang zu reduzieren. Bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt es beispielsweise das sehr nützliche und kostenfreie Programm „rauchfrei“, an dem jeder Interessierte teilnehmen kann.

Bildunterschrift:

Brechen eine Lanze für Nichtraucherschutz und Tabakverzicht: Dr. Nedal Al-Khatib (links) und Dr. Saleh Al Hamoud (rechts), Chefärzte am Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg.