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Wege aus der Alkoholsucht

Ein Prosit der Gemütlichkeit und trink ma no a Flascherl Wein – wenn gefeiert wird, gehört Trinken schon fast zum guten Ton. Wer nüchtern bleibt, gilt als Spaßbremse. Dabei ist es der Alkohol, der dem Spaß ein Ende bereitet. Was Alkohol anrichten kann und was man gegen eine Abhängigkeit tun kann, erklären Andrea-Louise Scheuber, leitende Psychologin der offenen Aufnahmestation für Alkohol- und Medikamentenabhängige, und Markus Salinger, Oberarzt der klinischen Suchtmedizin am Bezirkskrankenhaus Bayreuth.

Ein Gläschen in Ehren – wo liegt das Problem?
Alkohol ist ein Nervengift. Das will nur keiner hören. Alkohol geht in jede Zelle des Körpers, schädigt daher auch jede Zelle des Körpers. Alkohol greift jedes Organ an, verändert die Leitfähigkeit von Nerven und führt dazu, dass geistige Fähigkeiten verloren gehen. Auch wer nur jeden zweiten Tag ein Gläschen Wein trinkt – über einen Zeitraum von zirka 20 bis 30 Jahren kommt da schon jede Menge Alkohol, Nervengift, zusammen, das man seinem Körper zuführt. An Alkohol kann man auch sterben.

Wer ist besonders gefährdet, alkoholabhängig zu werden?
Im Grunde jeder. Jeder kann alkoholabhängig werden. Frauen trinken heimlich, Männer trinken härter und länger und sie trinken fast doppelt so viel, wie Frauen. Männer greifen bei Sorgen zur Flasche. Sie haben Sorgen, gestehen sich das aber nicht ein, sie sind häufig so sozialisiert, dass ein Mann keine Schwäche zeigen darf. Gerade Männer trinken sich oft Mut an. Aus diesem Mut wird aber schnell eine Abhängigkeit. Auffällig ist, dass neuerdings vor allem erfolgreiche Frauen um die 40 zu  trinken beginnen. Sie wollen sich abends, nach einem erfolgreichen Arbeitstag, etwas gönnen. Das ist dann eben schnell eine gute Flasche Rotwein.
In Deutschland sind 1,8 Millionen Menschen alkoholabhängig, acht Millionen stehen kurz vor einer Abhängigkeit. Und: Es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer.

Hat Alkoholabhängigkeit familiäre Gründe?
Akoholabhängigkeit hat nichts mit dem Milieu zu tun, aus dem ich komme. Aber sehr wohl mit meiner Familie. Wenn die Eltern abhängig sind, ist die Gefahr groß, dass auch die eigenen Kinder abhängig werden. Sie lernen in ihrer Familie quasi, dass man mit Alkohol seine Sorgen „hinunterschluckt" – das wird ihnen in ihren Familien vorgelebt. Später übernehmen sie dieses Verhalten oft.

Eine Sucht kommt häufig nicht allein...
... sie geht oft mit anderen Beschwerden und Krankheitsbildern einher. Angststörungen zum Beispiel oder Depressionen.

Was sind erste Anzeichen dafür, dass man den Alkoholkonsum nicht mehr im Griff hat?
Die Menge an Alkohol steigt. Und zwar in einen Bereich, der deutlich nicht mehr normal ist. Man merkt, dass man den Alkohol zum Abschalten regelrecht braucht. Und man entwickelt auch körperliche Entzugssymptome, fängt an unruhig zu werden, zu zittern und zu schwitzen, wenn man nichts trinkt.

Und dann?
Wünschenswert wäre, wenn die Patienten früher in Behandlung kommen. Je eher jemand kommt, umso besser kann man ihn behandeln. Und umso größer ist die Chance, dass nicht eine weitere Erkrankung wie etwa eine Depression dazu kommt.

Warum handeln die Menschen nicht eher?
Alkoholabhängigkeit ist ein sehr schambesetztes Thema. Dass jemand trinkt, ist gesellschaftsfähig. Es wird allerdings nur so lange toleriert, bis sich jemand eingesteht, dass er mit Alkohol ein Problem hat. Sobald jemand zugibt, Alkoholiker zu sein, ist die Toleranz der anderen weg.
Das Problem ist nur, wenn Menschen recht spät in eine Behandlung kommen, ist meist der körperliche Zustand schon spürbar  verschlechtert und häufig bereits ein anderes Krankheitsbild, beispielsweise Depression dabei.

Wie läuft der qualifizierte Entzug im Bezirkskrankenhaus ab?
Im Unterschied zur reinen Entgiftung in einer somatischen Klinik bleiben die Patienten im Bezirkskrankenhaus zirka drei Wochen hier. Am Anfang steht eine Anamnese – sowohl körperlicher als auch psychischer Art. Natürlich wird auch die soziale Situation erfasst. Der Patient wird dann von Anfang an in allen  Bereichen unterstützt. Neben Gruppen- und Einzelgesprächen als Therapie, in der es unter anderem auch darum geht, wie man einen Rückfall verhindert, gibt es Kunst- und Sporttherapien und kognitives Training, da Alkohol das Gehirn schädigt. Entlassen wird der Patient nach diesen drei Wochen mit einem individuell auf ihn zugeschnittenen Plan, wie er unter seinen Lebensbedingungen abstinent werden kann. In der Suchtklinik des Bezirkskrankenhauses wird der Grundstein dafür gelegt, was danach kommt.

Kontakt:

markus.salinger@gebo-med.de