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SERIE: Was tun, wenn...

Das fragen sich wohl viele Angehörige, wenn ein geliebter Mensch Anzeichen einer Demenzerkrankung zeigt. Wie spreche ich das Problem an? Wie verhalte ich mich? Wo gibt es Hilfe? „Was tun, wenn…“ lautet eine kleine Serie, die alle wichtigsten Fragen rund um verschiedene Krankheitsbilder klären soll. Ein Leitfaden, eine Hilfestellung, ein (Neu-)Anfang. Dr. Christian Mauerer leitet das Demenzzentrum am Bezirkskrankenhaus Bayreuth und erklärt: Was tun, wenn mein Angehöriger demenzkrank ist.

Das fragen sich wohl viele Angehörige, wenn ein geliebter Mensch Anzeichen einer Demenzerkrankung zeigt. Wie spreche ich das Problem an? Wie verhalte ich mich? Wo gibt es Hilfe? „Was tun, wenn…“ lautet eine kleine Serie, die alle wichtigsten Fragen rund um verschiedene Krankheitsbilder klären soll. Ein Leitfaden, eine Hilfestellung, ein (Neu-)Anfang. Dr. Christian Mauerer leitet das Demenzzentrum am Bezirkskrankenhaus Bayreuth und erklärt: Was tun, wenn mein Angehöriger demenzkrank ist.

Was sind für mich als Angehöriger sichere Anzeichen für die Erkrankung?

Sogenannte „sichere“ Anzeichen für die Erkrankung am Beginn der Krankheitsentwicklung gibt es nicht. Gedächtnisstörungen und Merkfähigkeitsstörungen sind zunächst einmal allein kein Beweis für das Vorliegen einer Demenz. Gedächtnisstörungen und abnehmende Merkfähigkeit mit zunehmendem Alter sind als altersbedingte Einschränkung grundsätzlich „normal“.

Hellhörig sollte man zum Beispiel werden, wenn es Orientierungsprobleme in Alltagssituationen gibt, beispielsweise wenn das geparkte Auto nicht mehr gefunden wird oder Veränderungen in der Persönlichkeit oder beim Verhalten wahrgenommen werden. Ebenso sind Auffälligkeiten bei jahrelang eingeübten Routinen oder liebgewonnenen Abläufen ein Hinweis auf eine hirnorganische Veränderung.

Aber spätestens dann, wenn bei der eigenverantwortlichen Strukturierung des Tagesablaufs zunehmend Hilfen bei alltäglichen Verrichtungen notwendig sind (sofern keine anderen einschränkenden körperlichen Erkrankungen vorliegen), sollte man an eine psychische oder dementielle Erkrankung denken.

Welche Schritte sind einzuleiten?

Zunächst sollte man einige Untersuchungen beim Hausarzt zur Abklärung anderer körperlicher Erkrankungen durchführen lassen. Wichtig sind dabei unter anderem eine Bildgebung des Kopfes wie eine Kernspintomographie, eine ausführliche Blutentnahme als auch eine kardiologisch pulmonale Untersuchung. Des Weiteren sind eine kritische Durchsicht der Medikamente bezüglich Neben- und Wechselwirkungen als auch eine ausführliche körperlich-neurologische Untersuchung und Anamneseerhebung zu empfehlen.

Wie spreche ich mit dem Betroffenen?

Der Betroffene ist weiterhin mein Angehöriger, es wird immer mein Vater/meine Mutter oder der Ehepartner bleiben. Die meisten Betroffenen ahnen, dass das Gedächtnis und die Merkfähigkeit schlechter werden, trauen es sich jedoch nicht zuzugeben. Ein vorsichtiges Ansprechen von Gedächtnis- und Merkfähigkeitsstörungen nimmt die Angst, sich selber „outen“ zu müssen.

Wie gehe ich behutsam vor, um den Betroffenen nicht zu überfordern/entmündigen?

Letztendlich kann es nur der immer wieder geäußerte Hinweis auf die wahrgenommenen Einschränkungen sein, ein konfrontatives Vorgehen ist in keinster Weise sinnvoll.

Was kann ich als Angehöriger tun, wenn der Betroffene noch nicht einsichtig ist?

Im Anfangsstadium haben die Angehörigen meist keine Möglichkeit, eine Untersuchung oder Abklärung gegen den Willen des Betroffenen durchzusetzen. Hier gilt es, sich der Hilflosigkeit bewusst zu werden und immer wieder auf einen Arztbesuch hinzuweisen.

Was sollte man keinesfalls tun?

Konfrontatives Auseinandersetzen mit den vielleicht bereits eingetretenen Einschränkungen und Defiziten. Dies ist entwürdigend und führt in den allermeisten Fällen dazu, dass der Betroffene sich weiteren Abklärungen verschließt.

Wie kann ich das private Umfeld so gestalten, dass es dem Betroffenen hilft?

Hilfreich sind eine gleichförmige Tagesstruktur und eine wohnliche Umgebung, in der sich der Betroffene wiederfindet, sicher auch mit Einrichtungsgegenständen und Gegenständen aus seiner Biographie.

Wie löse ich Konflikte, wenn es laut oder sogar handgreiflich wird?

Gewalt, Aggression, Schreien, lautes Reden führen zu gar nichts. Versuchen Sie, weiter ruhig zu bleiben und ziehen Sie sich notfalls auch mal zurück. Wenn es handgreiflich wird, sollte man dennoch die Polizei rufen.

Wohin wendet man sich zuallererst?

Meistens ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle, da hier oft über Jahre und Jahrzehnte ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde. Gegebenenfalls kann man auch Beratungsstellen der Stadt oder der Landkreise aufsuchen. Ebenso bieten Wohlfahrtsorganisationen wie die Caritas Beratung an.

Welche Anlaufstellen gibt es für die Betroffene, welche für die Angehörigen?

Hier gibt es spezialisierte Gedächtnissprechstunden, Alzheimergesellschaften, Angebote der Stadt und des Landkreises sowie Selbsthilfegruppen und die Angehörigenberatung der Caritas.

Wer ist prinzipiell in die Krankheit einzuweihen?

Neben dem Betroffenen sollten es die ihm am nächsten stehenden Angehörigen, wie Ehepartner und Kinder sein, die auch für die weitere Versorgung zuständig sind. Nach und nach sollten dann Nachbarn, das wohnliche Umfeld und die Anlaufstellen des Betroffenen wie Apotheke, Nahversorger und Kirchengemeinde informiert werden.

Kontaktinfos

Dr. Christian Mauerer
Leitender Oberarzt der Abteilung für Gerontopsychiatrie am Bezirkskrankenhaus Bayreuth
Mail christian.mauerer@gebo-med.de
Telefon 0921 283-3004