Dieser Text beginnt mit einem Herren, dessen Name nur die Menschen noch kennen dürften, für die dieser Text geschrieben wird. Der Herr heißt Joachim Fuchsberger. (Sollte sich doch ein junger Mensch zwischen diese Zeilen verirren: Joachim Karl „Blacky“ Fuchsberger war ein deutscher Schauspieler. Er ist längst tot.) Und die Menschen, für die dieser Text gedacht ist und die Fuchsberger noch kennen dürften, sind vermutlich eines: alt. Sie können vielleicht nachempfinden, was Fuchsberger gesagt haben soll und womit er auch ein Buch betitelt hat: „alt werden ist nichts für Feiglinge“.
Stimmt, werden die älteren Leser jetzt zustimmend nicken, denn mit dem Alter kommen die Zipperlein. Der Rücken schmerzt, die Sehkraft lässt nach, die Kondition auch. Lustig ist das alles nicht. Aber bei Rücken- und Gliederschmerzen sollte man vielleicht nicht nur an Rücken- oder Gliederschmerzen denken, sondern auch eine andere Erkrankung in Betracht ziehen. Depression.
Depression kommt im Alter in anderem Gewand als sie es in jungen Jahren tut. Ein typisches Krankheitsbild ist hier kaum zu beobachten. Beim Großteil der Menschen, die von Altersdepression betroffen sind, sind die Anzeichen eher körperlicher Natur, sagt Dr. med. Christian Mauerer. Er ist Leiter der Gerontopsychiatrie und -psychotherapie am Bezirkskrankenhaus Bayreuth und zusammen mit seiner Kollegin Oberärztin Dipl. med. Sandra Villagran unter anderem zuständig für die Behandlung von Altersdepression.
Diese körperlichen Anzeichen einer Altersdepression machen die Sache kompliziert. Denn die Beschwerden werden – siehe oben – dem zugeordnet, was man vermutet. Man wird alt und damit auch körperlich gebrechlich. Und so kommen Betroffene mit Klagen über ihren allgemeinen Gesundheitszustand zum Arzt und nicht mit Klagen über den Gemütszustand. Das wiederum führt dazu, dass Altersdepression häufig spät erkannt wird.
Erst relativ spät treten dann auch psychische Beschwerden ans Licht – man ist antriebslos, die Stimmung ist gedrückt und es wird nicht besser, der Betroffene zieht sich immer mehr zurück, die negativen Gedanken überwiegen, man fühlt sich nutzlos. Symptome, die für eine Depression typisch sind, im Alter aber die Spitze des Eisbergs, da sich die Altersdepression mit körperlichen Beschwerden ankündigt, so Sandra Villagran.
Bei depressiven Männern kommt dazu, dass sie nicht selten leicht reizbar und aggressiv sind, selbst geliebten Menschen gegenüber. Auch verstärktes Suchtverhalten kann auf eine Depression hinweisen. Und: Besonders bei Männern steigt das Suizidrisiko.
Dass sich Depressionen im Alter zunächst ganz anders äußern als in jungen Jahren, macht es so schwer, sie als solche zu erkennen, sagen Villagran und Mauerer. Vielmehr werden sie eben oft als normaler Alterungsprozess wahrgenommen.
Um auf Fuchsberger zurück zu kommen. Alt werden ist nichts für Feiglinge, sagte er. Also nur Mut: Wenn Sie den Verdacht haben, dass mehr hinter Ihren Rückenschmerzen steckt als Rückenschmerzen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder mit uns.
Kontakt:
Bezirkskrankenhaus Bayreuth
Alterspsychotherapie-Station G3
Oberärztin Dipl. med. Sandra Villagran
Nordring 2
95445 Bayreuth
0921/283-5113
Im Schnelldurchlauf:
Symptome einer Altersdepression können sein:
- Antriebslosigkeit, schnelle Erschöpfbarkeit
- Niedergeschlagenheit, innere Leere
- Interessenverlust (z. B. an Hobbys oder sozialen Kontakten)
- Gefühl der Hoffnungslosigkeit oder Wertlosigkeit
- Angst und innere Unruhe
- Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme (wird oft mit Demenz verwechselt)
- Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafprobleme)
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Sozialer Rückzug
- Vernachlässigung von Haushalt oder Körperpflege
- Suizidgedanken
Aber auch:
- Chronische Schmerzen (Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen)
- Magen-Darm-Beschwerden (Verstopfung, Übelkeit)
- Herz-Kreislauf-Probleme (Herzrasen, Schwindel)