Zum Hauptinhalt springen

Schrift vergrößern – so funktioniert's!

Sie möchten den Text auf der Webseite der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken vergrößern? Mit der folgenden Anleitung können Sie die Webseite beliebig vergrößern.

Anleitung für Windows-Nutzer

Um die Schrift zu vergrößern, benutzen Sie bitte die Tastenkombination
Strg +

Anleitung für Apple-Nutzer

Um die Schrift zu vergrößern, benutzen Sie bitte die Tastenkombination
cmd+

News

Pillen trotz Babybauch?

Depressionen, Ängste, Psychosen – ohne Medikamente geht es bei diesen Erkrankungen häufig nicht. Mit der richtigen Dosierung können die Betroffenen oft ein relativ normales Leben führen. Zu diesem gehört für viele Frauen auch eine eigene Familie. Doch lässt sich trotz einer psychischen Erkrankung der Kinderwunsch realisieren? „Klar“, sagt Dr. Achim Rubel. Er ist der Leitende Oberarzt der Psychiatrischen Institutsambulanz am Bezirkskrankenhaus Bayreuth und erklärt, warum es sinnvoller ist, Medikamente in der Schwangerschaft nicht abzusetzen.

„Prinzipiell ist es kein großes Problem trotz psychischer Erkrankung auch schwanger zu werden und die Schwangerschaft gut zu meistern“, sagt Rubel. Vorteilhaft hierfür sei immer eine stabile Partnerschaft. Zwei seiner langjährigen Patientinnen sind aktuell schwanger. Mit beiden hat er im Vorfeld ausführlich gesprochen. Vor allem über die Medikation. „Patientinnen, die bei uns in Behandlung sind, stelle ich initiativ die Frage, ob ein Schwangerschafts-Wunsch besteht“, sagt Rubel. Selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, thematisiert er, inwieweit die aktuellen Medikamente der Patientin Risiken birgt und ob diese eventuell vor einer geplanten Schwangerschaft gewechselt werden sollten.

Aktuell favorisiert werden bei Depressionen Sertralin oder Citalopram, bei Psychosen Quetiapin. „In jedem Fall sollte eine Monotherapie angestrebt werden“, erklärt Rubel. Das heißt, nur ein Medikament und nicht mehrere Präparate parallel. Und die Dosis sollte möglichst reduziert werden. Bei unklaren Kombinationen sei Embryotox eine gute Adresse. Das Institut berät zur Verträglichkeit von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit. Dennoch: „Ein gewisses Restrisiko für den Fötus bleibt“, sagt der Experte. Man müsse also immer den Nutzen gegenüber einem möglichen Risiko individuell abwägen.

Risiko eines Rückfalls

Entscheidet man sich dafür, während der Schwangerschaft keine psychiatrischen Medikamente zu nehmen und unbehandelt zu bleiben, steigt allerdings das Risiko eines Rückfalls in die psychische Erkrankung deutlich an. Bei bipolaren Erkrankungen um etwa 40 bis 70 Prozent. „Laut Studien konnten bei unbehandelten psychischen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko an Geburtskomplikationen, eine höhere Zahl an Frühgeburten und ein geringeres Geburtsgewicht bzw. Wachstumsretardierungen beim Kind festgestellt werden“, sagt Rubel. Konsens ist daher mittlerweile, dass mögliche, seltenen Komplikationen durch die Medikation weniger schwer wiegen als die wahrscheinlichen Schädigungen durch eine unbehandelte psychische Erkrankung.

In den meisten Fällen entscheiden sich die Patientin und der Partner dafür, die Medikamente auch während der Schwangerschaft zu nehmen. Insgesamt sei das Erkrankungsrisiko – vermutlich aufgrund der hormonellen Veränderungen – während der Schwangerschaft geringer als danach. „Zusätzlich informieren wir die Patientinnen über ambulante Hilfsangebote, wie KoKi und bereiten sie auf eventuelle Besonderheiten bei der Geburt vor“, erklärt Rubel. Eine Schwangerschaft unter Medikation zähle beispielsweise als Risiko-Schwangerschaft. Eine intensivierte ambulante gynäkologische Betreuung und Ultraschall-Feindiagnostik ist daher notwendig. Zusätzlich empfiehlt es sich, die Geburt in einer Klinik mit angeschlossener Kinderklinik zu planen, um bei Komplikationen möglichst gut reagieren zu können.

„Bei den von uns begleiteten Schwangerschaften waren bisher alle Kinder gesund und munter. Sie besuchen uns auch immer wieder bei den Nachsorgeterminen der Mütter.“ Die psychologische Anbindung danach sei wichtig, um vorhandene Ängste und Unsicherheiten anzusprechen und behandeln zu können. „Nach der Geburt versuchen wir zeitnah Kontakte herzustellen, gerne auch über Videosprechstunde“, sagt Rubel. Außerdem sei es sinnvoll, möglichst viel Unterstützung durch Angehörige oder Freunde zu organisieren. Insbesondere ein Mindestmaß an Schlaf sollte gesichert sein.