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News

Freiheit zum Greifen nah

Das Fast-Track-Konzept in der Klinik für Forensische Psychiatrie am Bezirkskrankenhaus Bayreuth

Jemanden schnell auf den Weg bringen – so oder so ähnlich könnte man das Fast-Track-Konzept in Worte fassen. Und darum geht es schließlich auch: Patienten möglichst zügig wieder in die richtige Spur zu lenken, um ihnen ein normales und geregeltes Leben zu ermöglichen.

Frank Badewitz und Daniel Golla sind überzeugt davon, dass das funktionieren kann. Die beiden arbeiten in der Klinik für Forensische Psychiatrie am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Ihre Patienten: Verurteilte Straftäter im Maßregelvollzug. Stationsleiter Frank Badewitz und sein Kollege Daniel Golla als sozialpädagogischer Leiter kümmern sich um die Behandlung, Therapie und Resozialisierung der besonderen Patienten.

„Wir haben den Behandlungsschwerpunkt gedreht“, erklärt Golla. „Normalerweise kommen die Patienten nach einem Teil ihrer Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt zu uns in die Klinik für Forensische Psychiatrie – zur Therapie.“ Dann sind sie erstmal sechs Monate auf Station, bevor an Lockerungsmaßnahmen zu denken ist. Anders auf den beiden Fast-Track-Stationen: Bereits nach wenigen Wochen ist es möglich, die Station in Begleitung zu verlassen. Und wenn alles gut läuft, kann der Patient seine Zeit in der Forensischen Psychiatrie um die Hälfte verkürzen – meist dann auf zwölf, anstatt 18 oder 24 Monate.

Das Ziel stets vor Augen

Oberstes Ziel dafür aber ist, den Patienten ein Leben frei von Suchtmitteln und Kriminalität nahezubringen. Alles andere ist diesem Ziel untergeordnet. Wie das gehen kann, erklärt Badewitz: „Wir zeigen dem Patienten so schnell wie möglich seine Schwächen und Probleme auf und konfrontieren ihn damit auch draußen, so dass er gezielt daran arbeiten und Lösungen finden kann.“ Je mehr Freiraum man lässt, desto stärker wird die Bindung zum Patienten. „Er hat Vertrauen, sieht uns eher als Helfer und hat sein Ziel – ein normales Leben in Freiheit – stets vor Augen.“ Denn bereits bei der Aufnahme erhält er seinen Lockerungsplan und sieht, was möglich sein kann. Stück für Stück kann er sich seine Freiheit erarbeiten.

Verstößt jemand gegen die Regeln, wird die Lockerung sofort aufgehoben. Und die Regeln sind streng: kein Gefängnisslang, keine Sonnenbrillen, keine Muskelshirts, keine Kapuzenpullover, kein Rangverhalten. „Wir wollen das Milieudenken rausnehmen und den alten Lebensstil durchbrechen. Hier geht es intensiv um die Therapie“, sagt Badewitz. Dazu gehören auch sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten: Wände streichen auf der Station, Modellbau, Sport, Yoga, Kochen in der Forensik-Cafeteria.

Nicht alle Patienten geeignet

Merken Golla und Badewitz, dass ein Patient den straffen Therapieanforderungen nicht Folge leisten kann oder Widerstände hat, schleifen sie ihn nicht durch. Geeignet für dieses Konzept sind eh nicht alle Forensik-Patienten. „Meist sind es junge Ersttäter ohne chronifiziertes Gewaltpotential. Suchtbehandlung und Deliktprävention stehen hier im Vordergrund“, sagt Golla. In der Abteilung werden vorwiegend Patienten mit einer Haftstrafe unter drei Jahren behandelt. Raus (auf Bewährung) darf erst, wer eine Arbeit und eine Wohnung hat. „Wir bleiben auch danach eng dran. Fünf Jahre Führungsaufsicht“, betont Golla. Regelmäßige Besuche in der forensischen Ambulanz gehören dazu. Gleitet jemand wieder in den alten Lebensstil ab, kommt er zurück.

Seit Dezember 2020 arbeiten Golla und Badewitz mit diesem Konzept. Der Erfolg gibt ihnen Recht: Keine Übergriffe, keine Flucht aus dem gesicherten Bereich. Stattdessen respektvoller Umgang miteinander und ein offenes Ohr für jeden. „Der Patient ist bei uns Teil des Teams und der Stationsarbeit. Damit sind alle dafür verantwortlich, dass das Konzept funktioniert“, erklärt Badewitz. Dass diese Art von Therapie einen erheblichen Mehraufwand für die Mitarbeiter bedeutet, ist klar. 59 Patienten inklusive 20 Probewohner sind es derzeit im Fast-Track-Bereich. Lockerungsbesprechungen, Risiko-Gefährdungsanalysen, Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten – das kostet Zeit. „Wir sind mit diesem Konzept echt Risiken eingegangen. Aber wir wurden dafür entlohnt. Das ist das Beste“, sagen Golla und Badewitz zufrieden.