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News

Frankensymposium: Politischer Diskurs gefordert

Mit einer kritischen Bestandsaufnahme der Krankenhauspsychiatrie beschloss Professor Thomas Kallert, Leitender Ärztlicher Direktor der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken, das Frankensymposium am Bezirkskrankenhaus Bayreuth - und mit einer provokanten Frage, die einem Aufruf glich: „Warum schaffen wir es in der Psychiatrie nicht zu streiken?“

Schon einmal, vor zehn Jahren, hatte Kallert eine Bestandsaufnahme gemacht. Und seitdem habe sich nahezu nichts verbessert. Die Situation der Krankenhauspsychiatrie sei im Lauf der Jahre nicht besser geworden. Im Gegenteil. Inzwischen komme eine personelle Krise dazu (Stichwort Fachkräftemangel, nicht nur in der Pflege, auch im ärztlichen Bereich), Aufgaben werden stetig vielfältiger und schwieriger. „Wir müssen den sogenannten Verantwortlichen in der Politik klar aufzeigen, was wir brauchen“, ging seine Kritik in Richtung des Gesundheitsministeriums. „Wir dürfen nicht hinter unserem eigenen Anspruch zurückfallen. Das sind wir unseren Patienten und das sind wir unserer Profession schuldig.“ Und notfalls müsse man eben auch einmal zusammenstehen und streiken.

Einen ganzen Tag lang hatte sich am Bezirkskrankenhaus Bayreuth mit wissenschaftlichem Blick alles um die vielfältigen Themen der Psychiatrie gedreht und das aus verschiedensten Blickwinkeln. Knapp 200 Gäste – nicht nur aus Franken, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet – verfolgten die Vorträge und diskutierten diese. Das Themenspektrum reichte von Ethik über Psychopathologie, Suchterkrankungen, Psychotherapie bei Depressionen bis hin zu schweren depressiven Störungen. Professor Stefan Priebe aus London beispielsweise (sein Thema war die Sozialpsychiatrie) stellte die These auf, dass es nicht immer gleich den Gang zum Psychiater brauche, man überlegen müsse, wie man auch anderweitig Unterstützung finanzieren könne. Sein Beispiel: Man brauche einen anderen Blick auf die psychischen Störungen von Jugendlichen nach der Pandemie. Vielleicht müssten sie eben nicht zum Psychiater, sondern in einen Sportverein. Der Nebeneffekt: Die Psychotherapeuten würden entlastet.

Auf Einflussfaktoren von psychischen Störungen von Kindern und Jugendlichen ging Dr. med. Kerstin Hessenmöller ein, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Bezirkskrankenhaus Bayreuth: eine problematische Kindheit, Armut, mangelnde Bildung, Kriegserlebnisse. Ihr Fazit: Man müsse in eine geschützte Kindheit, in Arbeit und Obdach für alle investieren, um so die Gefahr, psychisch zu erkranken, zu minimieren. Es brauche hier einen gesellschaftlichen Konsens zur Bekämpfung der Kinderarmut.

Interessante Gedankenanstöße hatte zu Beginn der Veranstaltung Professor Jochen Vollmann, Leiter des Instituts für medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum geliefert. Bei allem Diskurs über Therapien und Möglichkeiten gehe es immer auch darum, Grenzen zu setzen. An welche Grenzen stößt Medizin (das Leben sei nun einmal endlich)? Was wollen wir finanzieren? Wo ist die Grenze des Anspruchs? Aufgabe der Ethik in der Psychiatrie sie die Autonomie des Patienten – aber eben nicht ausschließlich. Ein Arzt habe sich nach dem Willen des Patienten zu richten, müsse immer aber auch zum Wohl des Patienten handeln. „Wir brauchen eine politische Diskussion darüber, was in der Medizin Priorität hat, was bezahlt werden soll und was nicht“, so Vollmann. Und weiter: „Wenn wir das nicht hinbekommen, werden kluge Köpfe aus dem Gesundheitswesen weiter abwandern.“