Zum Hauptinhalt springen

Schrift vergrößern – so funktioniert's!

Sie möchten den Text auf der Webseite der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken vergrößern? Mit der folgenden Anleitung können Sie die Webseite beliebig vergrößern.

Anleitung für Windows-Nutzer

Um die Schrift zu vergrößern, benutzen Sie bitte die Tastenkombination
Strg +

Anleitung für Apple-Nutzer

Um die Schrift zu vergrößern, benutzen Sie bitte die Tastenkombination
cmd+

News Psychatrie

Depression bei Männern

Frauen begeben sich eher in Behandlung, wenn ihre Seele krank wird, sie haben ein aktiveres Hilfesuchverhalten als Männer. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Männer weniger depressiv wären oder seltener depressive Symptome zeigen.

Frauen begeben sich eher in Behandlung, wenn ihre Seele krank wird, sie haben ein aktiveres Hilfesuchverhalten als Männer. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Männer weniger depressiv wären oder seltener depressive Symptome zeigen.

Männer – das starke Geschlecht. Männer – das starke Geschlecht? Was, wenn Mann als Ernährer der Familie ausfällt, wenn Mann den Karrieresprung nicht schafft, wenn die Beziehung scheitert? Nur wenige Männer erlauben sich, Schwäche zu zeigen oder zuzulassen. Das zeigt sich auch statistisch: Doppelt so viele Frauen wie Männer lassen sich wegen Depressionen behandeln, sagt Dr. med. Johannes Kornacher. Der Facharzt für Psychiatrie ist Leitender Oberarzt der Depressionsstation A5 am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Er erklärt geschlechtsspezifische Unterschiede bei einer Depression.

Werden Männer denn seltener depressiv als Frauen?
Dr. Johannes Kornacher: Tatsächlich begeben sich Frauen einfach eher in Behandlung, haben also ein aktiveres Hilfesuchverhalten als Männer. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Männer weniger depressiv wären beziehungsweise seltener depressive Symptome zeigen.

Unterscheiden sich die Symptome einer Depression bei Männern und Frauen?
Dr. Johannes Kornacher: Grundsätzlich gleichen sich die depressiven Kernsymptome wie Antriebsmangel, Motivations- und Interessenlosigkeit sowie gedrückte Stimmung bei beiden Geschlechtern. In Bezug auf andere Symptome kann es jedoch im Einzelfall zu geschlechtsspezifischen Unterschieden kommen. So zeigen Männer häufiger Reizbarkeit, niedrige Impulskontrolle (schnelles Aufbrausen), Wutanfälle und unbändigen Ärger. Daneben wird häufiger süchtiges Verhalten, zum Beispiel schädlicher Konsum von Alkohol beobachtet. Ebenso besteht eine hohe Risikobereitschaft sowie sozial unangepasstes Verhalten.

Welche Ursachen liegen einer männlichen Depression zugrunde?
Dr. Johannes Kornacher: Auch hier überwiegen die Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel Persönlichkeitszüge, die zu depressiven Störungen neigen. Vorwiegend hoher Perfektionismus, Leistungsorientiertheit und Neigung zu Selbstüberforderung. Daneben besteht natürlich immer auch eine biologische Disposition, ferner lebensgeschichtliche Auslöser in Gestalt von  Verlusten, Kränkungen und Versagen. Auf Grund eines immer noch überwiegend klassischen Rollenverständnisses definieren Männer ihr Selbstwertgefühl häufig über berufliche Erfolge, so dass Probleme und Enttäuschungen in diesem Bereich bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes, verwehrte Aufstiegschancen oder Berentung als schwere Kränkungen verarbeitet werden, für die dann oft ein Ausgleich in einem anderen Lebensbereich nicht zur Verfügung steht. Dies kann im Sinne eines kritischen Auslösers dann ein depressives Zustandsbild hervorrufen. Umgekehrt reagieren Frauen leichter depressiv auf das Erwachsenwerden und den Auszug der Kinder aus der Familie als Männer. Also: Depressionen von Männern und Frauen gleichen sich zwar oft, immer wieder jedoch wird depressive Mann dadurch auffällig, dass er trinkt, schlägt und riskant Auto fährt.

Warum wollen Männer denn immer stark sein, warum fällt es Männern schwer, zuzugeben, dass sie nicht mehr können und (auch ärztliche) Hilfe benötigen?
Dr. Johannes Kornacher: Auch dies hängt mit dem klassischen Rollenverständnis zusammen, das vom Mann Stärke und Zuverlässigkeit erwartet, um seiner Rolle als Ernährer der Familie gerecht zu werden und das „Schwäche" als Versagen stigmatisiert. Deshalb versuchen Männer oft bis zuletzt, die äußere Fassade zu wahren und Kompensationsstrategien einzusetzen, um „den Zusammenbruch" zu verhindern, wie zum Beispiel kompensatorische und teilweise süchtige Verhaltensweisen im Bereich von Sport, Arbeit oder beispielsweise Alkoholkonsum. Kommt es dann zum Versagen dieser Kompensationsstrategien, reagieren Männer oft rasch nicht nur mit schwerer depressiver Symptomatik, sondern immer wieder auch mit unvermittelt einsetzender Suizidalität und Suiziden „aus heiterem Himmel".

Werden Männer, die eine Depression haben, anders behandelt als depressive Frauen?
Dr. Johannes Kornacher: Grundsätzlich werden Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, gemäß den geltenden Leitlinien nach gleichen Standards behandelt wie Frauen. Diese sind je nach Schweregrad Psychotherapie, medikamentöse Behandlung oder eine Kombination aus beidem, dazu steht eine ganze Reihe von Zusatzverfahren zur Verfügung. Die Auswahl der Behandlungsverfahren berücksichtigt die Erfordernisse und Präferenzen des Patienten, wird also individuell auf den Einzelfall abgestimmt. Unterschiedliche Therapiestandards für Männer und Frauen sind dabei weder nötig noch sinnvoll, wenngleich auf geschlechtsspezifische Faktoren, so sie im Einzelfall vorliegen, wie auf andere Faktoren auch individuell eingegangen wird. Die Psychotherapie eines Mannes gestaltet sich dann im Einzelfall oft anders als die einer Frau. Viel entscheidender für eine gute Behandlung ist jedoch die Frage, ob eine Behandlungsbedürftigkeit überhaupt erkannt wird, und dass dann auch konsequent behandelt wird. Fraglose Fortschritte der Depressionsbehandlung dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass Depressionen in allen Sektoren unseres hochentwickelten Gesundheitssystems nach wie vor zu selten erkannt und zu schleppend behandelt werden.

Gibt es ein kritisches Alter, in dem Männer häufiger an Depressionen erkranken?
Dr. Johannes Kornacher: Beim Mann war dies früher der Übergang in das Rentenalter. In Bezug auf Suizidalität ist zu beachten, dass  ältere Männer, vor allem wenn sie alt und krank sind, ein exzessiv erhöhtes Risiko haben, durch einen Suizid zu sterben. Ansonsten gibt es für beide Geschlechter kritische Schwellensituationen im Leben. Wenn psychosozialer Stress dichter wird, wird man anfälliger  für eine depressive Erkrankung beziehungsweise depressive Reaktion. Dazu gehört zum Beispiel der Übertritt ins Erwachsenenalter, der Rollenwechsel in der mittleren Lebenshälfte wie der erwähnte Auszug der Kinder, der Verzicht auf Karriereziele und im weiteren Verlauf dann auch die Berentung. Ob man dann depressiv erkrankt, dafür ist die individuelle Verarbeitung solcher lebensgeschichtlicher Herausforderungen maßgeblicher als das Geschlecht.         

Hier erhalten Sie Hilfe: Wer an Depressionen leidet, ist in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirkskrankenhaus Bayreuth in den besten Händen. Sie oder Ihr Arzt können einen Aufnahmetermin vereinbaren. Zur stationären Behandlung sollten Sie eine ärztliche Einweisung mitbringen. Notfälle werden rund um die Uhr versorgt. Das Bezirkskrankenhaus Bayreuth bietet stationäre, tagesklinische und ambulante Behandlungen an.

 

Kontakt:
Bezirkskrankenhaus Bayreuth
Nordring 2
95445 Bayreuth
Telefon 0921 283-3017

Oberarzt Dr. med. Johannes Kornacher
Leiter des Depressionszentrums
Mail Johannes.Kornacher@gebo-med.de