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News

Den Blick immer auch nach vorn gerichtet

36 Jahre lang wirkte Jürgen Melzer in Kutzenberg. Ende September geht er nun in den Ruhestand.

Nein, langweilig wird es ihm nicht, wenn er an seinen Ruhestand denkt.  Neun Jahre in einem humanistischen Gymnasium haben ihn darauf vorbereitet, dass alles fließt, das Leben also Veränderungsprozesse erfährt. Und unsicher oder ängstlich macht ihn das Ende seiner Kutzenberger Berufsphase auch nicht. Jürgen Melzer hat zeit seines Lebens vorgesorgt und mit kühlem Kopf sein Leben gelebt. Der neue Lebensabschnitt, der ihn Anfang Oktober 2022 erwartet, ist integraler Bestandteil seiner Biografie. Eines Lebens, das sich nicht Etikette wie Aktiv- und Passivphase, Ruhestand, Unruhezustand oder gar Verrentungsschock aufkleben lässt. Unaufgeregt und mit Bedacht das Leben angehen, das Interessante und Schöne wie auch das Ansprechende und das Beanspruchende sehen und bewerten, nicht zuletzt die Chancen in Krisen erkennen, Strukturen festlegen und neu auf den Prüfstand stellen, realistische Pläne schmieden und, wenn sich diese bewährt und einem gut getan haben, an ihnen festhalten. Auf diesen kurzen Nenner lässt sich die Lebensphilosophie von Jürgen Melzer bringen, der seit den 1980er Jahren am Bezirksklinikum Obermain als Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut wirkt. Seit 1993 leitet er den Psychologischen Dienst.

Seinen Erstkontakt mit der Psychiatrischen Klinik am Bezirksklinikum Obermain hatte er 1984 als erster Psychologie-Praktikant. Dieses Praktikum gefiel ihm so gut, dass er sich 1986 erfolgreich auf eine neu zu besetzende Psychologenstelle bewarb.  Melzers Interesse am Erleben und Verhalten des Menschen in all seinen Facetten war ausschlaggebend für die Wahl seines Studiengangs, die klinische Psychologie bereits früh ein Studienschwerpunkt.

Fast vier Jahrzehnte lang arbeitete er in und für Kutzenberg. Die dynamische und auch herausfordernde Entwicklung, die die Arbeitswelt genommen hat, hat er aufmerksam verfolgt. „Angefangen habe ich ohne PC und Mobiltelefon. Fast alles lief über Papier. Die Arbeitswelt hatte verglichen mit heute kein so rasantes Tempo“, erläutert Jürgen Melzer.  „Vergleicht man allein die Sprache der Krankenakten von früher mit den heutigen, so erkennt man unschwer, dass sich  bundesweit vieles im Medizinbetrieb als Folge der wachsenden Aufgaben verdichtet hat. Früher wurde das Erleben und Verhalten des Patienten ausführlich beschrieben, heute sind es eher schlagwortartige Zusammenfassungen.“ Diese Entwicklung sieht er in Analogie zur Verdichtung und Verkürzung der Verweildauern von Patienten, die Staat und Kostenträger dem Gesundheitssystem vorgeben. „Der Patient hat im Mittelpunkt zu stehen“, so Melzers Credo, „und dafür braucht es angemessene Zeit. Verglichen mit vielen anderen Einrichtungen können wir uns in Kutzenberg allerdings noch glücklich schätzen“. Wichtig sei es dabei auch, die eigene Psychohygiene nicht zu vergessen, um selbst gesund zu bleiben und sich nicht in einem Hamsterrad wiederzufinden.

Fast hätte Jürgen Melzer einen anderen Berufsweg eingeschlagen: Tontechniker zu werden, hätte ihm auch gut gefallen. Denn Klänge und Töne haben es ihm seit jeher angetan. Melzer spielt mehrere Instrumente: Klavier, Trompete, Gitarre, Bassgitarre, Schlagzeug.  Und er komponiert auch selbst klassische Musik für Orchester in seinem häuslichen Musikstudio. Ein Synthesizer hilft ihm dabei, alle Orchesterstimmen zum Klingen zu bringen. Gebürtig in Wartenfels bei Kulmbach verließ er schon früh das Elternhaus, um als Internatsschüler des Bamberger Ottonianum seinen Weg zu gehen. In mehreren Bands spielte er als Student Unterhaltungsmusik, wobei er sich auch im kirchlichen Bereich musikalisch engagierte: In den 1970er Jahren zog das moderne geistliche Lied in den Gottesdienst ein, begleitet von populären Instrumenten.

Jürgen Melzers grundlegender Tipp für den Wechsel in den neuen Lebensabschnitt ist daher so effektiv wie simpel: „Zu empfehlen ist, von den Interessen her breit aufgestellt zu sein.“ Bei ihm ist es sicherlich die Musik. Doch auch das Lesen gerade von Sachbüchern bereitet ihm große Freude. Und so holt er sich Anregungen, um im großen Freundes- und Bekanntenkreis über philosophische Themen und alltägliche Dinge zu diskutieren. Gemeinsam mit seiner Frau unternimmt er gerne Reisen, auch in die USA, wo seine Tochter mit Familie lebt.

An der Wand seines bescheidenen Dienstzimmers hängt eine Pinnwand mit Fotos von Personen, die für ihn eine besondere Bedeutung haben. Seine Familie natürlich an allererster Stelle. Ein Foto von Dr. Christoph Mattern ist auch dabei, ein Weggefährte, dessen Erinnerung Jürgen Melzer hochhält, stand er dem mittlerweile verstorbenen, ehemaligen Kutzenberger Chefarzt doch sehr nahe. Dankbarkeit und Zufriedenheit darüber, gemeinsam mit Dr. Mattern vieles am Bezirksklinikum Obermain mitgestaltet zu haben, bilden seine emotionale Bilanz einer kreativen und erfolgreichen Dienstzeit.

Der Bürostuhl, der ihm jahrzehntelang gute Dienste erwiesen hat, steht mittlerweile in einer Ecke seines Büros.  Seine neue Sitzgelegenheit ist Jürgen Melzer noch etwas fremd. Doch das Neue und Unbekannte hatte für ihn schon immer auch seinen speziellen Reiz, aktiviert ihn, macht ihm Freude und lässt ihn sein Leben leben. Denn alles fließt, wie schon die alten Griechen wussten.