Die Lösung ist hier technischer Art, dies stellte Lara Krump heraus. Die Psychologin arbeitet für ein Unternehmen, das eine App anbietet, mit der Nachsorge nach einer Entgiftung begleitet wird – entweder zusätzlich zur Begleitung durch einen Psychologen, oder als Überbrückung bis dahin. Der Vorteil dieser App ist, dass sich der Patient nicht alleine durch Programme, Tipps und Texte klicken muss, sondern darüber hinaus auch eine persönliche telefonische Betreuung durch Psychologen bekommt. In einer Therapie, beziehungsweise im Vorfeld in einer Entgiftung erlerntes Verhalten zur Abstinenz kann so umgesetzt und besser ins eigene Leben integriert werden.
Aktuell wird die Nutzung der App noch nicht von allen Krankenkassen bezahlt, die Kosten selbst zu tragen sei möglich, diese sind aber noch relativ hoch.
Digitalisierung so zu nutzen hält Professor Dr. med. Thomas W. Kallert, Leitender Ärztlicher Direktor der Gesundheitseinrichtungen des Bezirk Oberfrankens (GeBO) für eine große Chance. „Vor allem, weil ambulante Therapieplätze immer weniger werden.“
Technik – das war das große Thema der diesjährigen Hochstadter Gespräche.
Wer VR-Brillen nur aus dem Gaming-Bereich kennt, wurde in dem Vortrag von Michael Altenhofer überrascht. Denn er erklärte wie diese Technik die Behandlung von Ängsten und Süchten helfen kann. Der Fokus liege hierbei auf der sogenannten Konfrontationstherapie. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es essentiell, dass der Therapeut sieht, wie sein Patient in Situationen, die eine Angst oder Suchtdruck auslösen, reagiert. Im Bereich Sucht ist es jedoch schwierig im realen Leben in diese Situationen zu gehen. Natürlich kann ein Therapeut mit seinem Patienten den Alkoholgang im Supermarkt aufsuchen, bei der Bar oder der Club-Toilette wird das jedoch schwierig. Hier kann die VR-Brille Abhilfe schaffen. Durch die Software kann der Therapeut seinen Patienten mit potentiell triggernden Situationen konfrontieren. Durch die VR-Brille und weitere Hardware sieht der Nutzer nicht nur eine bestimmte Szenerie, sondern kann sich in dieser auch bewegen und Dinge anfassen. Eine spannende und beeindruckende Arbeit des Arbeitsgebers von Michael Altenhofer.
Abseits der Digitalisierungsdiskussion wurde ein weiteres Thema beleuchtet: die Kraftfahrtauglichkeit. Dr. med. Charlotte von Bodelschwingh erläuterte, welche Substanzen aber auch welche Alterserscheinungen oder Erkrankungen dazu führen könnten, dass vor allem Personenbeförderungsscheine nicht ausgestellt oder entzogen werden können. Fahren unter psychoaktive wirkenden Medikamenten beispielsweise sei verboten – das müsste Psychiatern, die Psychopharmaka verschreiben, aber auch Patienten klargemacht werden. Ein Thema in diesem Bereich sei auch die Teillegalisierung von Cannabis. Das Inhalieren führe beispielsweise dazu, dass die betreffende Person mindestens zwei Stunden lang nicht fahrtauglich wäre, je nach Person könnte sich die Zeit auf bis zu zehn Stunden ausdehnen.
Den Teilnehmern wurden im Rahmen der Hochstadter Gespräche außerdem Workshops angeboten, in denen besprochene Themen erlebbar wurden. Es ging unter anderem um Impact-Techniken, Buchbinden und VR-Brillen konnten selbst ausprobiert werden.
Hintergrund:
Die Hochstadter Gespräche finden seit den 1990er Jahren statt. Zunächst in zweijährigem Rhythmus, inzwischen wird jährlich zu dieser Fachtagung eingeladen.
In der Bezirksklinik Hochstadt stehen 75 stationäre Plätze zur Verfügung. Ein Aufenthalt für Patienten dauert 22 Wochen bei Drogenrehabilitation und 13 Wochen bei Alkoholrehabilitation. Die Patienten kommen aus ganz Deutschland.